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Jahresbericht 2024

Foto von Schule Bernrain auf interner Mediathek
- Gruppe 1

Von Wandelbarkeit bis Konstruktivität

Student interviewt seine Praxisausbildnerin

Wenn du eine Superheldin in der Sozialpädagogik wärst, welche Kräfte hättest du gerne bzw. wären sinnvoll?

Frau Diefenbacher: Ich denke, es wäre die «Wandelbarkeit» eines Chamäleons, wie in «The Amazing Spiderman». Diese Eigenschaft gäbe mir die Möglichkeit, mich an jede Situation optimal und innerhalb weniger Sekunden anzupassen. Somit könnte ich für Kinder, Jugendliche und Eltern das sein, was es gerade braucht.

Herr Demirci: Interessant, dass finde ich definitiv eine Superheldenkraft!

Was war das lustigste Missverständnis, dass du je mit mir als Auszubildenden hattest, ohne dass jemand in Tränen ausgebrochen ist? 

Frau Diefenbacher: Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Missverständnis war, aber es hat zumindest für Irritation gesorgt. Erinnerst du dich an unser erstes Praxisausbildnergespräch draussen auf der Bank?

Herr Demirci: (nickt) Ja, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern!

Frau Diefenbacher: Wundert mich nicht (lacht). Ich glaube, das Gespräch ging voll in die Hose. Ich wollte mit einem weissen Blatt Papier, farbigen Stiften und meinen neuen Skills aus der Weiterbildung glänzen und ein klassisches erstes Gespräch führen.

Herr Demirci: … nur war ich erwachsen und kein Kind oder Jugendlicher. Diese Art von Gespräch war und ist noch heute nicht mein Ding, aber wir haben beide daraus gelernt.

Frau Diefenbacher: Definitiv, ich habe das seither nie mehr gemacht, zumindest nicht bei dir (zwinkert).

Wenn dein Ausbildungsstil ein Filmgenre wäre, welches Genre wäre es und wieso? 

Frau Diefenbacher: Ich habe ehrlich gesagt kein fixes Genre gefunden (lacht). Mir war sicher wichtig, eine gewisse Ernsthaftigkeit in der Begleitung mitzubringen. Vielleicht eine gewisse Dramatik. Nein, das ist das falsche Wort.

Herr Demirci: Ich habe zwar kein Genre, aber die Netflix-Serie «Suits» finde ich sehr passend. Es ist eine Serie über Anwälte und ich finde, dass du korrekt, gradlinig, fachlich sehr stark und formell bist, aber dennoch immer authentisch und humorvoll – genau wie in der Serie. Man könnte auch sagen, dass unsere Gespräche wie in «Suits» starten und am Ende wie in «Kindsköpfe» enden. Obwohl das Filmgenre «Action» auch sehr passend ist. Du bist in deiner Rolle als Praxisausbildnerin immer wohlwollend und vorbildlich gewesen – wie eine Actionheldin halt (beide lachen).

Frau Diefenbacher: Du übertreibst jetzt wirklich voll.

Gibt es ein geheimes Rezept für die perfekte Ausbildung? 

Frau Diefenbacher: Ich finde nicht, dass es ein perfektes Rezept braucht, denn dann ist es zwar perfekt, aber zu essen gibt es lediglich einen Gang. Ich bin der Meinung, dass es nicht zwangsweise das Rezept ausmacht, sondern die Anzahl der Gänge. Es sollte vielleicht ein Fünfgänger sein. Jeder Gang repräsentiert einen Teil deiner Ausbildung – z. B. Einarbeitung, Kernarbeit, Aneignen von Ressourcen, Selbstreflexion etc.

Herr Demirci: Was für ein Vergleich, ganz stark! Ich würde mir von jedem Gang die Krümel bzw. Reste nach meiner Ausbildungszeit mitnehmen.

Wenn du einen Oscar für die kreativste Lösung vergeben könntest, welche Lösung wäre das?

Frau Diefenbacher: In Bezug auf deine Ausbildung fand ich meine Gesprächsführung bzw. Techniken oft zielführend – nicht besonders kreativ, weil das bekanntlich eher nicht so der passende Stil für dich war (lacht).

Herr Demirci: Ich kann mich an eine Situation erinnern, als ich mit einem Jugendlichen auf der Wohngruppe am Kochen war und die Stimmung generell ziemlich gereizt war. Mir war klar, dass zügig eine Lösung gefunden werden muss und da wir zum Kochen ohnehin die Musikanlage anhatten und eine Playlist lief, habe ich mich dazu entschieden, die Lautstärke aufzudrehen und eine Musikrichtung (Phonk), die die Kinder und Jugendlichen gerne hören, laufen zu lassen. Aus einem Kind wurden zwei, dann vier und schlussendlich hat es so geendet, dass die ganze Gruppe im Wohnbereich war, die Musikanlage war voll aufgedreht und alle waren am Tanzen, Springen und Singen, was voll paradox zur vorherigen Stimmung war. Wir konnten später alle gemeinsam in Ruhe essen. Die Königsdisziplin finde ich, wenn man eine Situation abfängt, bevor sie entsteht.

Frau Diefenbacher: Da hast du recht. Ich bin jedoch der Meinung, dass es zwar anspruchsvoller, aber auch wertvoll für die Kinder und Jugendlichen ist, wenn man eine Situation entstehen lässt, bewusst beobachtet und gegebenenfalls mitgestaltet. Man muss manchmal Situationen auch aushalten und nicht immer intervenieren. So entsteht Raum, dass sich eine Dynamik selbst regulieren kann.

Was war dein seltsamster, aber auch lehrreichster Rat an mich gewesen?

Frau Diefenbacher: (überlegt)

Herr Demirci: (lacht) Fällt dir nichts ein? Mit fällt direkt eine konkrete Situation ein, zwar nicht seltsam, aber lehrreich.

Frau Diefenbacher: Also los, hau raus.

Herr Demirci: Das war ganz am Anfang meiner Ausbildung. Und zwar hast du mir nach einer Situation gesagt, ich solle nicht «aus Prinzip» handeln, sondern viel eher das Prinzip hinterfragen und überlegen, wieso man etwas Bestimmtes “durchziehen” will. In Bezug auf die internen Kinder war deine Message, dass Bernrain für die Kinder und Jugendlichen ein Zuhause ist und dass das wichtig ist, zu berücksichtigen. Das hat mich tatsächlich sehr beeinflusst und geprägt. Danke!

Frau Diefenbacher: Ich mag mich an diese Situation erinnern, geil! Schön zu hören!

Wie hast du unsere gemeinsame Ausbildungszeit erlebt? Nutze ein Wort.

Frau Diefenbacher: Ich würde es als einen Prozess beschreiben. Es fängt irgendwo an, entwickelt sich und führt irgendwo hin. Daher würde ich unsere Ausbildung als Prozess bezeichnen … – das waren jetzt mehrere Wörter (lacht).

Herr Demirci: Ja, es waren mehrere Wörter (beide lachen)

Frau Diefenbacher: (überlegt)

Herr Demirci: Ich lasse gerne deine Aussage als Antwort gelten, voll okay für mich.

Frau Diefenbacher: (überlegt immer noch) …  "konstruktiv" finde ich passend.

Herr Demirci: Stimmt. Danke für deine Zeit.

Frau Diefenbacher: Gerne.

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